Coming soon!

RADICAL MATTER

Tabumaterial Tierblut

Tabuisierung weicht Faszination.

Über 10 Millionen Liter Tierblut fallen allein in der Schweizer Schlachtindustrie jährlich an. Wird ein Schwein geschlachtet, entstehen fünf bis sechs Liter Blut, bei einem Rind sind es 10 bis 12 Liter. Nur ein kleiner Teil davon wird weiterverwendet – als Düngemittel, Tierfutter oder zur Biogas-Erzeugung. Bei der Nutzung von Tierblut als Material trifft sinnvolle Verwendung auf gesellschaftliche und kulturelle Tabus wie Ekel.

Die explorative Designforschung «Radical Matter» von Leonor Kotoun zeigt: Im richtigen Kontext kann tabuisiertes Material zum wertvollen Werkstoff werden. In 145 Materialexperimenten erforschte die Designerin mögliche Einsätze von Tierblut als Farbe, Bindemittel, Beschichtung, Rohmaterial und festes Biopolymer. Die neue optisch und haptisch ansprechende Ästhetik sorgt dafür, dass Tierblut als Material neu vermittelt und verstanden werden kann. So verwandelt sich Ekel in Faszination und Reststoff in Werkstoff, der langfristig gesellschaftliche Akzeptanz erlangen kann.

Tierblutmehl wird zu Biopolymer.

Getrocknetes Blut, sogenanntes Tierblutmehl, wird unter Hitze und mehreren Tonnen Druck gepresst. Der dadurch entstandene Biopolymer #RB.22 (2) besteht aus 100% Tierblut. Durch das im Blut enthaltenen Protein Albumin braucht es kein Bindemittel und es entsteht ein äusserts fester Kunststoffprototyp, der biologisch abbaubar ist.

«Die Zukunft von Tierblut als Material ist abhängig vom gesellschaftlichen Diskurs über den Fleischkonsum.»

Primärrohstoffe wie fossile Rohstoffe werden knapp und Sekundärstoffe rücken ins Rampenlicht. So auch die Stoffe, die momentan noch keine Identität als Werkstoffe haben. Reduziert sich die Menge an anfallendem Tierblut nicht radikal, wäre der Einsatz von Blut als Material durchaus ökologisch sinnvoll. Grundsätzlich wäre das Auffangen des Tierbluts im Ablauf der Schlachtung kein grosser Aufwand und das Potenzial als Material vielseitig.

 

radicalmatter.ch